Die Art und Weise, wie wir in Unternehmen zusammenarbeiten, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Neue Organisationsmodelle wie die funktionale Hierarchie, agile Zusammenarbeit und kompetenzbasierte Hierarchien sind in aller Munde. Doch oft scheint es, als würden diese Modelle nicht richtig funktionieren, weil sie die inneren Haltungen und Kompetenzen der Mitarbeitenden außer Acht lassen. Es ist an der Zeit, den Blick nach innen zu richten und die Bedeutung der "Inner Work" in Verbindung mit den äußeren Prozessen und Strukturen zu erkennen.
Die funktionale Hierarchie, als traditionelles Modell, kann als technisch und kalt empfunden werden. In dieser Art der Zusammenarbeit bleibt oft kein Raum für die menschlichen Aspekte unserer Persönlichkeit, wie Gefühle von Angst, Scham oder Wut. Die ständige Orientierung an Leistung und die "Größer-höher-weiter-schneller"-Logik sprechen zudem immer weniger Menschen an. Einige fühlen sich überfordert, eigenverantwortlich mitzugestalten und zu entscheiden, während andere Angst vor Fehlern haben und den Druck verspüren, Prozesse kontinuierlich zu optimieren und ständig neue Ziele zu verfolgen.
Im Gegensatz dazu basiert die agile Zusammenarbeit auf flexiblen, vernetzten und kollaborativen Arbeitsprinzipien. Hier wird Wert auf co-kreative und bereichsübergreifende Zusammenarbeit gelegt. Fehler sind willkommen und offene Kommunikation wird gefördert. Doch nicht jeder fühlt sich in dieser dynamischen und unsicheren Umgebung wohl. Für diejenigen, die klare Rollen und Strukturen bevorzugen oder individuelle Erfolge anstreben, kann die co-kreative Zusammenarbeit unbefriedigend erscheinen.
Die kompetenzbasierten Hierarchien gehen einen Schritt weiter und setzen auf verteilte Führung. Entscheidungen werden dort getroffen, wo die relevanten Kompetenzen und Informationen vorhanden sind. Hier ist es entscheidend, dass Mitarbeitende die Welt aus verschiedenen Perspektiven betrachten und offen für andere Sichtweisen sind. Kompetenzbasierte Modelle erfordern ein hohes Maß an Selbstführung und die Fähigkeit, komplexe Situationen zu bewältigen und Prozesse zu reflektieren.
Entscheidend ist, dass kein Modell für alle gleichermaßen geeignet!
Die Passung zwischen den äußeren Strukturen und Prozessen einer Organisation und den inneren Haltungen, Werten und Kompetenzen der Mitarbeiter*innen ist entscheidend. Eine Standortanalyse kann helfen, diese Kongruenz zu erreichen. Dabei geht es darum, die individuellen Mindsets, die Interpretation der Strukturen und Prozesse, die Übereinstimmung von Innen und Außen im großen Ganzen sowie die benötigten Inner-Work-Kompetenzen zu betrachten.
Es ist an der Zeit, die Chance und Bedeutung von Inner Work in Organisationen zu sehen und die Fähigkeiten und Kompetenzen der Mitarbeitenden zu stärken. Die innere Reife, Selbstkontakt, Selbstkenntnis, Empathie und Metareflexion sind keine optionalen Zusatzqualifikationen, sondern das Fundament neuer Führungsformen. Nur wenn wir uns unserer eigenen Innenwelt bewusst sind und diese mit den äußeren Strukturen in Einklang bringen, können wir erfolgreich und sicher agieren. Und uns selbst motivieren!
Es liegt an den Organisationen, das Bewusstsein für die Bedeutung der Inner Work zu schärfen und den kulturellen Perspektivwechsel hin zu einer ganzheitlichen Wahrnehmung zu vollziehen. Die Entwicklung und Förderung dieser subtilen Kompetenzen ist entscheidend für den Erfolg von neuen Arbeitsmodellen und den Paradigmenwechsel in unserer Arbeitswelt.
Wie können Organisationen die Kongruenz von Innen und Außen herstellen und die Bedeutung der Inner Work stärken? Teile gerne deine Gedanken und Erfahrungen dazu!
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